Heteronomous male

Solo-Performance 30 min.
Premiere: 5. April 2012
Performance Tage – ARGE Kultur Salzburg

Was mag es, vor allem in kinästhetischer Hinsicht, bedeuten, ein Mann zu sein und zugleich fremdbestimmt durch Abwesendes?

Spielerisch changierend zwischen der Eigengesetzlichkeit des behinderten Körpers einerseits und der Gesetzeskraft von Choreografie und Sozietät andererseits, schwankend zwischen Eros und Hilflosigkeit, zwischen der Position des Kindes und der des erwachsenen Mannes, oszillierend zwischen Ernst und Ironie, zwischen Sinnlichkeit und Intellektualität, erkundet heteronomous male die grundlegenden identitätsbestimmenden Achsen desjenigen Feldes, auf dem ich mich als behinderter Mann und Tänzer bewege.

Ausgehend von Überlegungen zu zeitgenössischer politischer Ökonomie (Antonio Negri, Michael Hardt), politischer Philsophie und Ästhetik (Giorgio Agamben, Sibylle Krämer, Paul de Man) und Performancetheorie (André Lepecki) bis hin zur Poetik eines Rainer Maria Rilke entwickelt Michael Turinsky Thesen zur politischen Ontologie inklusiven Tanzes als Praxis ästhetischer Intervention in das herrschende Paradigma der immateriellen Arbeit und der damit verbundenen Unterwerfung und Verdrängung der Materialität der Körper in die Unsichtbarkeit:

„Wir haben es mit einem gesellschaftlichen Imperativ zu tun, der den Körpern eine Bewegung vorschreibt, in welcher die Körper selbst in ihrer Materialität zugunsten störungsfreier (zumeist affektiver) Übertragungsprozesse möglichst ‚unsichtbar‘ bleiben.“

„Als politische Praxis sui generis befreit inklusive Tanzpraxis behinderte Körper aus ihrer Unterordnung unter bestimmte Zwecke, befreit behinderte Körper aus ihrer Unterordnung unter das Prinzip störungsfreier, transparenter Übertragung, erhebt deren spezifische Medialität, deren opake Materialität zum Wert und bringt behinderte Körper in dieser spezifisch opaken Medialität zur Darstellung, indem sie sich zunächst als Stocken und Brechen des Bewegungsflusses ereignet. Inklusiver Tanz ist strauchelnde Gestik!“

„Inklusiver Tanz (ist) desgleichen stets ebenso buchstäbliches In-Szene-Setzen des gesamten in einem bestimmten ‚Thema‘ angezeigten affektiven Selbst- und Weltbezugs behinderter und nicht-behinderter Menschen, Inszenierung der in einem bestimmten choreografischen ‚Sujet‘ angezeigten, in besonderer Weise gestimmten, geschichtlichen Koexistenz behinderter und nicht-behinderter Körper.“ (Auszüge aus dem Essay „Strauchelnde Gesten – Zu einer politischen Ontologie inklusiven Tanzes“, veröffentlicht in gift – zeitschrift für freies theater 02/2010, S. 51 – 55)